1Ich ging einst einen Frühlingstag,
2Wo alles schön und lustig lag,
3Kam an ein einsam Sommerhaus,
4Ein liebes Mädchen trat heraus,
5Und weint' und ging und sang betrübt:
6»ach, wer hat je, wie ich, geliebt!«
7Sie ging die Wiese still umher,
8Und rang die Hand und seufzte schwer;
9Dann pflückte sie ein Blümchen ab,
10Wie's hie und da die Wiese gab,
11Maasliebchen, klein' Vergiß mein nicht,
12Und seufzte: »ach er liebt mich nicht!«
13Sie band die Blumen in ein Bund,
14Weint' noch einmal aus Herzensgrund:
15»vergiß mein nicht! hier bind ich dich,
16Für wen? – Maasliebchen, schaust auf mich,
17Weinst um mich! – Ja, ich bin betrübt;
18Er hat mich nicht, wie ich ihn geliebt.«
19Nun hatt' sie Busen voll und Schoos,
20Und ach! nun ward ihr Schmerz zu groß;
21Sie goß die liebe Bürd' hinab;
22Liegt, sprach sie, seyd mein sanftes Grab!
23Und sank dahin – ein stilles Ach
24Voll Lieb' und Leid ihr Herz zerbrach.