1Sinniges Blümchen,
2Blaues Vergißmeinnicht,
3Entpflückt dem leise
4Murmelnden Bach
5Von Mädchenhand,
6Tränenbetaut
7Unterm Abschiedskuß
8Dem scheidenden
9Liebsten gegeben, –
10Hast eine Seele du?
11Riß die Holde
12Grausam
13Dich aus bachumrieseltem
14Blumenleben?
15Fühltest du schmerzlich
16Die pflückende Hand?
17Starbest du
18Von nährender Wurzel
19Geknickt?
20Himmelblau,
21Wie zuvor,
22Noch schimmert dein Aug'! – – –
31Oft zur Sehnsuchtsstunde
32Der Dämmerung
33Nimmt er dich aus dem Glase,
34Betrachtet dich innig,
35Liebesbote du,
36Von ihrer Hand
37Mit Tränen benetzt,
38Gewandert in seine. – – – –
39Die Linke im braunen Gelock,
40Ans Fenster sich lehnend,
41So sieht er mit sehnendem Blick
42Hinaus in die Gegend,
43Wo weit dahinten
44Sein Liebchen weilt.
45Seine Gedanken gehen
46Weit die Giebel hinüber,
47Die Türme und Mauern der Stadt
48Weit, weit hinweg,
49Bis wo in stiller Kammer
50Ein Mägdlein steht am Fenster,
51Und Tränen der Wehmut
52Im Auge
53Ins blassende Abendrot sieht ...
54Jetzt, Vergißmeinnicht,
55Streift dich sein Auge,
56Er küßt anstatt der lieben
57Geberin dich.
58Fühltest du seinen Kuß,
59Blume der Treue,
60Zürnst du der Maid,
61Daß dein Leben sie kürzte,
62Das nun bald welkende?
63Oder lispelst
64Ihre Mahnung
65Dem Jüngling zu,
66Ihr Tränenwort:
67»vergiß nicht mein!«