1Steig aufwärts, Morgenstunde!
2Zerreiß die Nacht, daß ich in meinem Wehe
3Den Himmel wiedersehe,
4Wo ew'ger Frieden in dem blauen Grunde!
5Will Licht die Welt erneuen,
6Mag auch der Schmerz in Tränen sich befreien.
7Mein lieber Herzensbruder!
8Still war der Morgen – Ein Schiff trug uns beide,
9Wie war die Welt voll Freude!
10Du faßtest ritterlich das schwanke Ruder,
11Uns beide treulich lenkend,
12Auf froher Fahrt nur
13Mich irrte manches Schöne,
14Viel reizte mich und viel mußt ich vermissen.
15Von Lust und Schmerz zerrissen,
16Was so mein Herz hinausgeströmt in Töne:
17Es waren Widerspiele
18Von deines Busens ewigem Gefühle.
19Da ward die Welt so trübe,
20Rings stiegen Wetter von der Berge Spitzen,
21Der Himmel borst in Blitzen,
22Daß neugestärkt sich Deutschland draus erhübe. –
23Nun ist das Schiff zerschlagen,
24Wie soll ich ohne dich die Flut ertragen! –
25Auf einem Fels geboren,
26Verteilen kühler rauschend sich zwei Quellen,
27Die eigne Bahn zu schwellen.
28Doch wie sie fern einander auch verloren:
29Es treffen echte Brüder
30Im ew'gen Meere doch zusammen wieder.
31So wolle Gott du flehen,
32Daß er mit meinem Blut und Leben schalte,
33Die Seele nur erhalte,
34Auf daß wir freudig einst uns wiedersehen,
35Wenn nimmermehr hienieden:
36So dort, wo Heimat, Licht und ew'ger Frieden!