Georg Heym: Der Gott der Stadt (1899)

1Auf einem Häuserblocke sitzt er breit.
2Die Winde lagern schwarz um seine Stirn.
3Er schaut voll Wut, wo fern in Einsamkeit
4Die letzten Häuser in das Land verirrn.

5Vom Abend glänzt der rote Bauch dem Baal,
6Die großen Städte knien um ihn her.
7Der Kirchenglocken ungeheure Zahl
8Wogt auf zu ihm aus schwarzer Türme Meer.

9Wie Korybanten-Tanz dröhnt die Musik
10Der Millionen durch die Straßen laut.
11Der Schlote Rauch, die Wolken der Fabrik
12Ziehn auf zu ihm, wie Duft von Weihrauch blaut.

13Das Wetter schwelt in seinen Augenbrauen.
14Der dunkle Abend wird in Nacht betäubt.
15Die Stürme flattern, die wie Geier schauen
16Von seinem Haupthaar, das im Zorne sträubt.

17Er streckt ins Dunkel seine Fleischerfaust.
18Er schüttelt sie. Ein Meer von Feuer jagt
19Durch eine Straße. Und der Glutqualm braust
20Und frißt sie auf, bis spät der Morgen tagt.

(In: Haider, Thomas. Deutsches Lyrik Korpus, 2022.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Georg Heym (1887-1912)

* 10/30/1887 in Jelenia Góra, † 01/16/1912 in Gatow

männlich, geb. Heym

Unfalltod - Ertrinken

deutscher Schriftsteller, Vertreter des frühen Expressionismus

(Aus: Wikidata.org)

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