Rainer Maria Rilke: Der Fremde (1900)

1Ohne Sorgfalt, was die Nächsten dächten,
2die er müde nichtmehr fragen hieß,
3ging er wieder fort; verlor, verließ –.
4Denn er hing an solchen Reisenächten

5anders als an jeder Liebesnacht.
6Wunderbare hatte er durchwacht,
7die mit starken Sternen überzogen
8enge Fernen auseinanderbogen
9und sich wandelten wie eine Schlacht;

10andre, die mit in den Mond gestreuten
11Dörfern, wie mit hingehaltnen Beuten,
12sich ergaben, oder durch geschonte
13Parke graue Edelsitze zeigten,
14die er gerne in dem hingeneigten
15Haupte einen Augenblick bewohnte,
16tiefer wissend, daß man nirgends bleibt;
17und schon sah er bei dem nächsten Biegen
18wieder Wege, Brücken, Länder liegen
19bis an Städte, die man übertreibt.

20Und dies alles immer unbegehrend
21hinzulassen, schien ihm mehr als seines
22Lebens Lust, Besitz und Ruhm.
23Doch auf fremden Plätzen war ihm eines
24täglich ausgetretnen Brunnensteines
25Mulde manchmal wie ein Eigentum.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Author

Rainer Maria Rilke (1875-1926)

* 12/04/1875 in Prag, † 12/29/1926 in Montreux

männlich, geb. Rilke

natürliche Todesursache - Leukämie

österreichischer Lyriker, Erzähler, Übersetzer und Romancier (1875–1926)

(Aus: Wikidata.org)

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