1Wir singen und sagen vom Grafen so gern,
2Der hier in dem Schlosse gehauset,
3Da, wo ihr den Enkel des seligen Herrn,
4Den heute vermählten, beschmauset.
5Nun hatte sich jener im heiligen Krieg
6Zu Ehren gestritten durch mannigen Sieg,
7Und als er zu Hause vom Rösselein stieg,
8Da fand er sein Schlösselein oben;
9Doch Diener und Habe zerstoben.
10Da bist du nun, Gräflein, da bist du zu Haus,
11Das Heimische findest du schlimmer!
12Zum Fenster, da ziehen die Winde hinaus,
13Sie kommen durch alle die Zimmer.
14Was wäre zu tun in der herbstlichen Nacht?
15So hab ich doch manche noch schlimmer vollbracht,
16Der Morgen hat alles wohl besser gemacht.
17Drum rasch, bei der mondlichen Helle
18Ins Bett, in das Stroh, ins Gestelle.
19Und als er im willigen Schlummer so lag,
20Bewegt es sich unter dem Bette.
21Die Ratte, die raschle, solange sie mag!
22Ja, wenn sie ein Bröselein hätte!
23Doch siehe! da stehet ein winziger Wicht,
24Ein Zwerglein so zierlich mit Ampelenlicht,
25Mit Rednergebärden und Sprechergewicht,
26Zum Fuß des ermüdeten Grafen,
27Der, schläft er nicht, möcht er doch schlafen.
28»wir haben uns Feste hier oben erlaubt,
29Seitdem du die Zimmer verlassen,
30Und weil wir dich weit in der Ferne geglaubt,
31So dachten wir eben zu prassen.
32Und wenn du vergönnest und wenn dir nicht graut,
33So schmausen die Zwerge, behaglich und laut,
34Zu Ehren der reichen, der niedlichen Braut.«
35Der Graf im Behagen des Traumes:
36»bedienet euch immer des Raumes!«
37Da kommen drei Reiter, sie reiten hervor,
38Die unter dem Bette gehalten;
39Dann folget ein singendes klingendes Chor
40Possierlicher kleiner Gestalten;
41Und Wagen auf Wagen mit allem Gerät,
42Daß einem so Hören als Sehen vergeht,
43Wie's nur in den Schlössern der Könige steht;
44Zuletzt auf vergoldetem Wagen
45Die Braut und die Gäste getragen.
46So rennet nun alles in vollem Galopp
47Und kürt sich im Saale sein Plätzchen;
48Zum Drehen und Walzen und lustigen Hopp
49Erkieset sich jeder ein Schätzchen.
50Da pfeift es und geigt es und klinget und klirrt,
51Da ringelt's und schleift es und rauschet und wirrt,
52Da pispert's und knistert's und flistert's und schwirrt;
53Das Gräflein, es blicket hinüber,
54Es dünkt ihn, als läg er im Fieber.
55Nun dappelt's und rappelt's und klappert's im Saal
56Von Bänken und Stühlen und Tischen,
57Da will nun ein jeder am festlichen Mahl
58Sich neben dem Liebchen erfrischen;
59Sie tragen die Würste, die Schinken so klein
60Und Braten und Fisch und Geflügel herein;
61Es kreiset beständig der köstliche Wein;
62Das toset und koset so lange,
63Verschwindet zuletzt mit Gesange.
64Und sollen wir singen, was weiter geschehn,
65So schweige das Toben und Tosen.
66Denn was er so artig im kleinen gesehn,
67Erfuhr er, genoß er im großen.
68Trompeten und klingender singender Schall
69Und Wagen und Reiter und bräutlicher Schwall,
70Sie kommen und zeigen und neigen sich all,
71Unzählige, selige Leute.
72So ging es und geht es noch heute.