Kurt Tucholsky: Großstadt – Weihnachten (1912)

1Nun senkt sich wieder auf die heim'schen Fluren
2die Weihenacht! die Weihenacht!
3Was die Mamas bepackt nach Hause fuhren,
4wir kriegens jetzo freundlich dargebracht.

5Der Asphalt glitscht. Kann Emil das gebrauchen?
6Die Braut kramt schämig in dem Portemonnaie.
7Sie schenkt ihm, teils zum Schmuck und teils zum Rauchen,
8den Aschenbecher aus Emalch glasé.

9Das Christkind kommt! Wir jungen Leute lauschen
10auf einen stillen heiligen Grammophon.
11Das Christkind kommt und ist bereit zu tauschen
12den Schlips, die Puppe und das Lexikohn,

13Und sitzt der wackre Bürger bei den Seinen,
14voll Karpfen, still im Stuhl, um halber zehn,
15dann ist er mit sich selbst zufrieden und im reinen:
16»ach ja, son Christfest is doch ooch janz scheen!«

17Und frohgelaunt spricht er vom ›Weihnachtswetter‹,
18mag es nun regnen oder mag es schnein,
19Jovial und schmauchend liest er seine Morgenblätter,
20die trächtig sind von süßen Plauderein.

21So trifft denn nur auf eitel Glück hienieden
22in dieser Residenz Christkindleins Flug?
23Mein Gott, sie mimen eben Weihnachtsfrieden . . .
24»wir spielen alle. Wer es weiß, ist klug.«

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Kurt Tucholsky (1890-1935)

* 01/09/1890 in Berlin, † 12/21/1935 in Göteborg

männlich, geb. Tucholsky

Suizid - Überdosis

deutscher Journalist und Schriftsteller

(Aus: Wikidata.org)

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