Barthold Heinrich Brockes: Die kleine Fliege (1736)

1Neulich sah ich, mit Ergetzen,
2Eine kleine Fliege sich,
3Auf ein Erlen-Blättchen setzen,
4Deren Form verwunderlich
5Von den Fingern der Natur,
6So an Farb’, als an Figur,
7Und an bunten Glantz gebildet.
8Es war ihr klein Köpfgen grün,
9Und ihr Cörperchen vergüldet,
10Jhrer klaren Flügel Par,
11Wenn die Sonne sie beschien,
12Färbt’ ein Roth fast wie Rubin,
13Das, indem es wandelbar,
14Auch zuweilen bläulich war.
15Liebster GOtt! wie kann doch hier
16Sich so mancher Farben Zier
17Auf so kleinem Platz vereinen,
18Und mit solchem Glantz vermählen,
19Daß sie wie Metallen scheinen!
20Rief ich, mit vergnügter Seelen.
21Wie so künstlich! fiel mir ein,
22Müssen hier die kleinen Theile
23In einander eingeschrenckt,
24Durch einander hergelenckt,
25Wunderbar verbunden seyn!
26Zu dem Endzweck, daß der Schein
27Unsrer Sonnen und ihr Licht,
28Das so wunderbarlich-schön,
29Und von uns sonst nicht zu sehn,
30Unserm forschenden Gesicht

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Barthold Heinrich Brockes (1680-1747)

* 09/22/1680 in Hamburg, † 01/16/1747 in Hamburg

männlich, geb. Brockes

deutscher Schriftsteller

(Aus: Wikidata.org)

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