1Es rieselt, klar und wehend,
2Ein Quell im Eichenwald;
3Da wähl' ich einsam gehend
4Mir meinen Aufenthalt.
5Mir dienet zur Kapelle
6Ein Gröttchen, duftigfrisch;
7Zu meiner Klausnerzelle
8Verschlungenes Gebüsch.
9Zwar düster ist und trüber
10Die nahe Wüstenei,
11Allein nur desto lieber
12Der stillen Phantasei.
13Da ruh' ich oft im dichten,
14Beblümten Heidekraut;
15Hoch wehn die schlanken Fichten
16Und stöhnen Seufzerlaut'.
17Wo von Wachholdersträuchen
18Den Kieselsteig hinan
19Verworrne Ranken schleichen,
20Da brech' ich mir die Bahn;
21Durch des Gehaues Stumpen,
22Wo wilde Erdbeern stehn,
23Klimm' ich auf Felsenklumpen,
24Das Land umher zu sehn.
25Nichts unterbricht das Schweigen
26Der Wildnis weit und breit,
27Als wenn auf dürren Zweigen
28Ein Grünspecht hackt und schreit,
29Ein Rab' auf hoher Spitze
30Bemooster Tannen krächzt,
31Und in der Felsenritze
32Ein Ringeltäubchen ächzt.
33Wie sich das Herz erweitert
34Im engen, dichten Wald!
35Den öden Trübsinn heitert
36Der traute Schatten bald.
37Kein überlegner Späher
38Erforscht hier meine Spur;
39Hier bin ich frei und näher
40Der Einfalt und Natur.
41O blieb' ich von den Ketten
42Des Weltgewirres frei!
43Könnt' ich zu dir mich retten,
44Du traute Siedelei!
45Froh, daß ich dem Gebrause
46Des Menschenschwarms entwich,
47Baut' ich hier eine Klause
48Für Liebchen und für mich.