Eduard Mörike: Der Feuerreiter (1824)

1Sehet ihr am Fensterlein
2Dort die rote Mütze wieder?
3Nicht geheuer muß es sein,
4Denn er geht schon auf und nieder.
5Und auf einmal welch Gewühle
6Bei der Brücke, nach dem Feld!
7Horch! das Feuerglöcklein gellt:

8Hinterm Berg,
9Hinterm Berg

10Brennt es in der Mühle!

11Schaut! da sprengt er wütend schier
12Durch das Tor, der Feuerreiter,
13Auf dem rippendürren Tier,
14Als auf einer Feuerleiter!
15Querfeldein! Durch Qualm und Schwüle
16Rennt er schon, und ist am Ort!
17Drüben schallt es fort und fort:

18Hinterm Berg,
19Hinterm Berg

20Brennt es in der Mühle!

21Der so oft den roten Hahn
22Meilenweit von fern gerochen,
23Mit des heilgen Kreuzes Span
24Freventlich die Glut besprochen –
25Weh! dir grinst vom Dachgestühle
26Dort der Feind im Höllenschein.
27Gnade Gott der Seele dein!

28Hinterm Berg,
29Hinterm Berg

30Rast er in der Mühle!

31Keine Stunde hielt es an,
32Bis die Mühle borst in Trümmer;
33Doch den kecken Reitersmann
34Sah man von der Stunde nimmer.
35Volk und Wagen im Gewühle
36Kehren heim von all dem Graus;
37Auch das Glöcklein klinget aus:

38Hinterm Berg,
39Hinterm Berg

40Brennt's! –

41Nach der Zeit ein Müller fand
42Ein Gerippe samt der Mützen
43Aufrecht an der Kellerwand
44Auf der beinern Mähre sitzen:
45Feuerreiter, wie so kühle
46Reitest du in deinem Grab!
47Husch! da fällt's in Asche ab.

48Ruhe wohl,
49Ruhe wohl

50Drunten in der Mühle!

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Eduard Mörike (1804-1875)

* 09/08/1804 in Ludwigsburg, † 06/04/1875 in Stuttgart

männlich, geb. Mörike

deutscher Lyriker der Schwäbischen Schule, Erzähler und Übersetzer

(Aus: Wikidata.org)

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