1Ich empfinde fast ein Grauen
2Daß ich, Plato, für und für
3Bin gesessen über dir;
4Es ist Zeit hinauß zu schauen
5Und sich bey den frischen Quellen
6In dem Grünen zu ergehn,
7Wo die schönen Blumen stehn
8Und die Fischer Netze stellen.
9Worzu dienet das Studieren
10Als zu lauter Ungemach?
11Unter dessen laufft die Bach
12Unsers Lebens, das wir führen,
13Ehe wir es inne werden,
14Auff ihr letztes Ende hin,
15Dann kömpt ohne Geist und Sinn
16Dieses alles in die Erden.
17Hola, Junger, geh' und frage
18Wo der beste Trunck mag seyn,
19Nimb den Krug und fülle Wein.
20Alles Trauren, Leid und Klage
21Wie wir Menschen täglich haben,
22Eh' uns Clotho fort gerafft,
23Will ich in den süssen Safft,
24Den die Traube gibt, vergraben.
25Kauffe gleichfals auch Melonen.
26Und vergieß deß Zuckers nicht;
27Schaue nur, daß nichts gebricht.
28Jener mag der Heller schonen,
29Der bey seinem Gold' und Schätzen
30Tolle sich zu krencken pflegt
31Und nicht satt zu Bette legt;
32Ich wil, weil ich kan, mich letzen.
33Bitte meine gute Brüder
34Auff die Music und ein Glaß;
35Kein Ding schickt sich, dünck mich, baß,
36Als ein Trunck und gute Lieder.
37Laß' ich schon nicht viel zu erben,
38Ey, so hab ich edlen Wein;
39Wil mit Andern lustig seyn,
40Wann ich gleich allein muß sterben.