Friedrich Rückert: Die Kerze (1827)

1Wie die Kerze
2Treu am Bette aller Schönen wach' ich;
3Wie die Kerze
4Jedem trunknen Nachtgelage lach' ich.

5Wie die Kerze
6Muß ich, mich verzehrend, Flammen saugen,
7Und vor Schmerze
8Kommt kein Schlaf bei Nacht mir in die Augen.

9Wie die Kerze
10Wein' ich still, wenn ich zu lachen scheine,
11Und ich scherze
12Lachend, wenn ihr glaubet, daß ich weine.

13Wie die Kerze
14Leuchtet in das Aug' der Welt mein Namen,
15Seit im Scherze
16Mich zwei Augen zu entflammen kamen.

17Wie die Kerze
18Will ich alle Welt in Flammen setzen,
19Daß die Schwärze
20Deines Aug's sich mög' am Brand ergetzen.

21Wie die Kerze
22Leuchtet mir dein Bild durch Grames Nächte;
23O entschwärze
24Mein Geschick durch deines Lichtes Mächte!

25Wie die Kerze
26Ist der Felsen der Geduld geschmolzen,
27Weil die Erze
28Deines Busens trotzen allen Bolzen.

29Wie die Kerze
30Ist Hafis in Liebesglut zerstoben,
31Hat die hellen Funken aufgehoben.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Friedrich Rückert (1788-1866)

* 05/16/1788 in Schweinfurt, † 01/31/1866 in Neuses

männlich, geb. Rückert

deutscher Dichter, Übersetzer und Orientalist (1788–1866)

(Aus: Wikidata.org)

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