1Ich will lachen, ich will scherzen,
2Ob es gleich den Neid verdreust,
3Andre mögen Grillen fangen,
4Nichts ermuntert mein Verlangen,
5Nichts bekümmert meinen Geist
6Als der Wechsel treuer Herzen.
7Eilt man nicht in Rosenbrechen,
8Lauft der Vortheil aus der Hand;
9In der Jugend Frühlingsjahren
10Steckt der Kram verliebter Wahren,
11Aber auch der Unbestand.
12Brecht, eh Reu und Dörner stechen!
13Eh noch Glut und Kraft verrauchen,
14Trägt der Kuß Zufriedenheit;
15Heute lebt man ohne Sorgen,
16Gott und Vorsicht weis, ob morgen;
17Ey, so lerne man der Zeit
18Bey Gesellschaft recht gebrauchen.
19Ohne Lieben ist das Glücke
20Hier auf Erden nichts als Dunst;
21Reichthum kan den Gram nicht lindern,
22Ehre kan den Schmerz nicht mindern,
23Nur die Liebe kan die Kunst.
24Eitle Wüntsche, bleibt zurücke!
25Aus der Liebe quillt Vergnügen
26Und der Nachschmack güldner Zeit;
27Ein galant und treu Gemüthe
28Reizt uns nebst der Schönheit Blüthe,
29Bis die Wollust Flammen streut.
30Ach, mein Herz, halt dies verschwiegen!
31In des Mundes Purpurhöhlen
32Nimmt der Kuß noch größre Kraft.
33Von dem Warthen wächst der Zunder,
34O wie viel Entzückungswunder
35Nähren nicht die Leidenschaft
36Gleich und klug verliebter Seelen.
37Rühmt mir auch nicht blos das Prangen
38Einer Haut, die auswärts gleißt!
39In den Farben ohne Leben
40Find ich lauter Eckel kleben;
41Find ich aber Wiz und Geist,
42Ey, so bin ich gleich gefangen.
43Es erwehlt mein Herz zwo Lippen,
44Nur es hält sich annoch still;
45Bergt ihrs auch, ihr losen Augen,
46Euer stetig Feuersaugen
47Redet so bereits zu viel.
48Grade zu stößt oft an Klippen.