Joachim Ringelnatz: Die Fliege im Flugzeug (1908)

1Ich war der einzige Passagier
2Und hatte – nur zum Spaße –
3Eine lebende Fliege bei mir
4In einem Einmachglase.

5Ich öffnete das Einmachglas.
6Die Fliege schwirrte aus und saß
7Plötzlich auf meiner Nase
8Und rieb sich die Vorderpfoten.
9Das verletzte mich.
10Ich pustete. Sie setzte sich
11Auf das Schildchen »Rauchen verboten«.

12Ich sah: Der Höhenzeiger wies
13Auf tausend Meter. Ha! Ich stieß
14Das Fenster auf und dachte
15An Noahs Archentaube.
16Die Fliege aber – ich glaube,
17Sie lachte.
18Und hängte sich an das Verdeck
19Und klebte sehr viel Fliegendreck
20Um sich herum, im Kreise,
21Unmenschlicherweise.

22Und als es dann zur Landung ging,
23Unser Propeller verstummte,
24Da plusterte das Fliegending
25Sich fröhlich auf und summte.

26Gott weiß, was in mir vorging,
27Als solches mir durchs Ohr ging.
28Ich weiß nur noch, ich brummte
29Was vor mich hin. So ungefähr:
30Ach, daß ich eine Fliege wär.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

Bitte prüfe den Text zunächst selbst auf Auffälligkeiten und nutze erst dann die Funktionen!

Wähle rechts unter „Einstellungen“ aus, welcher Aspekt untersucht werden soll. Unter dem Text findest du eine Erklärung zu dem ausgewählten Aspekt.

Author

Joachim Ringelnatz (1883-1934)

* 08/07/1883 in Wurzen, † 11/17/1934 in Berlin

männlich, geb. Bötticher

natürliche Todesursache - Tuberkulose

deutscher Schriftsteller, Kabarettist und Maler

(Aus: Wikidata.org)

Bitte beachte unsere Hinweise zur möglichen Fehleranfälligkeit!

Gedichtanalysen zu diesem Gedicht