1Als ich noch ein Seepferdchen war,
2Im vorigen Leben,
3Wie war das wonnig, wunderbar
4Unter Wasser zu schweben.
5In den träumenden Fluten
6Wogte, wie Güte, das Haar
7Der zierlichsten aller Seestuten,
8Die meine Geliebte war.
9Wir senkten uns still oder stiegen,
10Tanzten harmonisch um einand,
11Ohne Arm, ohne Bein, ohne Hand,
12Wie Wolken sich in Wolken wiegen.
13Sie spielte manchmal graziöses Entfliehn,
14Auf daß ich ihr folge, sie hasche,
15Und legte mir einmal im Ansichziehn
16Eierchen in die Tasche.
17Sie blickte traurig und stellte sich froh,
18Schnappte nach einem Wasserfloh
19Und ringelte sich
20An einem Stengelchen fest und sprach so:
21Ich Hebe dich!
22Du wieherst nicht, du äpfelst nicht,
23Du trägst ein farbloses Panzerkleid
24Und hast ein bekümmertes altes Gesicht,
25Als wüßtest du um kommendes Leid.
26Seestütchen! Schnörkelchen! Ringelnaß!
27Wann war wohl das?
28Und wer bedauert wohl später meine restlichen Knochen?
29Es ist beinahe so, daß ich weine –
30Lollo hat das vertrocknete, kleine
31Schmerzverkrümmte Seepferd zerbrochen.