Joachim Ringelnatz: Alte Mauer, die ich oft benässe Titel entspricht 1. Vers(1908)

1Alte Mauer, die ich oft benässe,
2Weil's dort dunkel ist.
3Himmlisches Gefunkel ist
4In deiner Blässe.

5Pilz und Feuchtigkeiten
6Und der Wetterschliff der Zeiten
7Gaben deiner Haut
8Wogende Gesichter,
9Die nur ein Dichter
10Oder ein Künstler
11Oder Nureiner schaut.

12»können wir uns wehren?«
13Fragt's aus dir mild.
14Ach, kein Buch, kein Bild
15Wird mich so belehren.

16Was ich an dir schaute,
17Etwas davon blieb
18Immer. Nie vertraute
19Mauer, dich hab' ich lieb.

20Weil du gar nicht predigst.
21Weil du nichts erledigst.
22Weil du gar nicht willst sein.
23Weil mir deine Flecken
24Ahnungen erwecken.
25Du, eines Schattens Schein.

26Nichts davon wissen
27Die, die sonst hier pissen,
28Doch mir winkt es: Komm!
29Seit ich dich gefunden,
30Macht mich für Sekunden
31Meine Notdurft an dir fromm.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Joachim Ringelnatz (1883-1934)

* 08/07/1883 in Wurzen, † 11/17/1934 in Berlin

männlich, geb. Bötticher

natürliche Todesursache - Tuberkulose

deutscher Schriftsteller, Kabarettist und Maler

(Aus: Wikidata.org)

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