Johann Wilhelm Ludwig Gleim: Antwort, auf die Frage: Wie gehts? (1761)

1In meinem Hüttchen geht mirs gut,
2Wie kann mirs übel gehn?
3Ich hab' in meinem Hüttchen Muth,
4Dem Unglück zu bestehn!

5Ich kann die halbe Gotteswelt,
6Aus meinem Hüttchen sehn,
7Weil mirs in ihr so wohl gefällt,
8Wie kann mirs übel gehn?

9Und böte mir der König gleich
10Nebst seiner Königspflicht,
11Der allzuschweren! ach! sein ganzes Königreich,
12Ich nähm' es für mein Hüttchen nicht!

13Izt? Unter welchem Himmelsstreich
14Ist ihr Elisium?
15Wo sind sie nun? Wo sehn sie sich
16Nach uns, im Wagen, um?

17Im Wagen der gepoltert, eh'
18Als wir's verlangten, kam
19Und, ach! die liebe heilige
20Familie, uns nahm!

21Wo weinen sie den Abschied noch?
22Wo macht der Wagner Halt?
23Wo jammert Ihnen Menschenjoch?
24Wo sehn sie Hermanns Wald?

25Von unsrer Herzen Sympathie
26Sprach ihr bethränter Blick!
27In welchem Pallast wünschen Sie,
28In's Hüttchen sich zurück?

29Das Hüttchen war ein Tempelchen
30Der Freundschaft, eingeweiht
31In Gegenwart der Grazien,
32Ach! nur auf kurze Zeit!

33Die Göttin
34Ey! das war eine Lust!
35Wer in ihm war, wohl hatte der
36Den Himmel in der Brust!

37Dis Leben! Enkel nennen's noch
38Nach uns, die goldne Zeit;
39Dis Leben; warum währt es doch
40Nicht eine Ewigkeit?

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803)

* 04/02/1719 in Ermsleben, † 02/18/1803 in Halberstadt

männlich

Dichter der Aufklärungszeit

(Aus: Wikidata.org)

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