Gotthold Ephraim Lessing: 4. An den Herrn N** (1755)

1Freund, noch sind ich und du dem Glücke
2Ein leichter Schleiderball.
3Und doch belebt auf seine Tücke
4Kein beißend Lied den Widerhall?

5Der Tor gedeiht, der Spötter steiget,
6Dem Bösen fehlt kein Heil.
7Verdienst steht nach, und fühlt gebeuget
8Ein lohnend Amt dem Golde feil.

9Auf, Freund! die Geißel zu erfassen,
10Die dort vermodern will.
11Seit Juvenal sie fallen lassen,
12Liegt sie, Triumph ihr Laster! still.

13Geduld! Schon rauscht sie durch die Lüfte,
14Blutgierig rauscht sie her!
15Verbergt, verbergt die bloße Hüfte!
16Ein jeder Schmiß ein gift'ger Schwär!

17Erst räche dich, dich Freund der Musen.
18Du rächest sie in dir!
19Doch dann auch mich, in dessen Busen
20Ein Geist sich regt, zu gut für hier.

21Vielleicht, daß einst in andern Welten
22Wir minder elend sind.
23Die Tugend wird doch irgends gelten.
24Das Gute kömmt nicht gern geschwind.

(Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)

* 01/22/1729 in Kamenz, † 02/15/1781 in Braunschweig

männlich, geb. Lessing

deutscher Dichter der Aufklärung

(Aus: Wikidata.org)

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