1Welchen König der Gott über die Könige
2Mit einweihendem Blick, als er geboren ward,
3Vom Olympus her sah, der wird ein Menschenfreund
4Und des Vaterlands Vater seyn.
5Jhm winkt schimmernder Ruhm, und die Unsterblichkeit,
6Viel zu theuer durchs Blut blühender Jünglinge,
7Und der Mutter und Braut nächtliche Thrän, erkauft,
8In das eiserne Feld umsonst.
9Niemals weint er beym Bild eines Eroberers,
10Seines gleichen zu seyn! Schon, da sein menschlichs Herz
11Kaum zu fühlen begann, war der Eroberer,
12Für den Göttlichen, viel zu klein!
13Aber Thränen nach Ruhm, welcher erhabner ist,
14Keines Höflings bedarf, Thränen, geliebt zu seyn
15Vom glückseligen Volk! weckten den Jüngling oft
16In der Stunde der Mitternacht.
17Wenn der Säugling im Arm hoffender Mütter schlief,
18Einst ein glücklicher Mann! Wenn sich des Greises Blick
19Sanft in Schlummer verlor, und itzt verjünget ward,
20Noch den Vater des Volks zu sehn.
21Lange sinnt er ihm nach, welch ein Gedank es ist:
22Gott nachahmen, und selbst Schöpfer des Glückes seyn
23Vieler Tausend! Er hat eilend die Höh erreicht,
24Und entschließt sich, wie Gott zu seyn.
25Wie das ernste Gericht furchtbar die Wagschal nimmt,
26Und die Könige wägt, wenn sie gestorben sind;
27Also wägt er sich selbst jede der Thaten vor,
28Die sein Leben bezeichnen soll!
29Ist ein Christ! Und belohnt redliche Thaten erst!
30Alsdann schaut auch sein Blick lächelnd auf die herab,
31Die der Muse sich weihn, welche das weiche Herz
32Tugendhafter und edler macht:
33Winkt dem stummen Verdienst, das in der Ferne steht!
34Durch sein Muster gereizt lernt es Unsterblichkeit;
35Denn er wandelt allein, ohne der Muse Lied,
36Sichern Wegs, zur Unsterblichkeit.
37Die du von dem Olymp Gott, den Meßias, sangst,
38Fromme Sängerinn, und itzt zu den Höhen eilst,
39Wo das heilige Lob jener Monarchen tönt,
40Die Nachahmer der Gottheit sind,
41Wag auch diesen Flug noch! Nenne den Namen selbst,
42Der in deinem Gesang künftig oft tönen wird,
43Wenn du einst von dem Glück, das nur die Tugend lohnt,
44Und von frommen Monarchen singst.
45König Friederich ists, welcher mit Blumen hat
46Jene Höhen bestreut, die du noch steigen must;
47Er, der Christ und Monarch, wählt dich zur Führerinn,
48Bald auf Golgotha Gott zu sehn!