1Wer sagt mir an, wo Weinsberg liegt?
2Sol seyn ein wakres Städtchen,
3Sol haben, from und klug gewiegt,
4Viel Weiberchen und Mädchen.
5Kömt mir einmal das Freien ein,
6So werd’ ich eins aus Weinsberg frei’n.
7Einsmals der Kaiser Konrad war
8Dem guten Städtlein böse,
9Und rükt’ heran mit Kriegesschaar
10Und Reisigengetöse,
11Umlagert’ es, mit Ros und Man,
12Und schos und rante drauf und dran.
13Und als das Städtlein widerstand,
14Troz allen seinen Nöten,
15Da lies er, hoch von Grim entbrant,
16Den Herold ’nein trompeten:
17Ihr Schurken, komm’ ich ’nein, so wist,
18Sol hängen, was die Wand bepist.
19Drob, als er den Avis also
20Hinein trompeten lassen,
21Gab’s lautes Zetermordio,
22Zu Haus und auf den Gassen.
23Das Brod war theuer in der Stadt;
24Doch theurer noch war guter Rath.
25„o weh, mir armen Korydon!
26O weh mir! die Pastores
27Schrie’n: Kyrie Eleyson!
28Wir gehn, wir gehn kapores!
29O weh, mir armen Korydon!
30Es jukt mir an der Kehle schon.„
31Doch wann’s Matthä’ am lezten ist,
32Troz Rathen, Thun und Beten,
33So rettet oft noch Weiberlist
34Aus Aengsten und aus Nöten.
35Denn Pfaffentrug und Weiberlist
36Gehn über alles, wie ihr wist.
37Ein junges Weibchen Lobesan,
38Seit gestern erst getrauet,
39Giebt einen klugen Einfal an,
40Der alles Volk erbauet;
41Den ihr, sofern ihr anders wolt,
42Belachen und beklatschen solt.
43Zur Zeit der stillen Mitternacht
44Die schönste Ambassade
45Von Weibern sich ins Lager macht,
46Und bettelt dort um Gnade.
47Sie bettelt sanft, sie bettelt füs,
48Erhält doch aber nichts, als dies:
49„die Weiber solten Abzug han,
50Mit ihren besten Schäzen,
51Was übrig bliebe, wolte man
52Zerhauen und zerfezen.„
53Mit der Kapitulation
54Schleicht die Gesandschaft trüb davon.
55Drauf, als der Morgen bricht hervor,
56Gebt Achtung! Was geschiehet?
57Es öfnet sich das nächste Thor,
58Und jedes Weibchen ziehet,
59Mit ihrem Mänchen schwer im Sak,
60So wahr ich lebe! Huckepak. —
61Manch Hofschranz suchte zwar sofort
62Das Knifchen zu vereiteln;
63Doch Konrad sprach: „Ein Kaiserwort
64Sol man nicht drehn noch deuteln.
65Ha bravo! rief er, bravo so!
66Meint’ unsre Frau es auch nur so!„
67Er gab Pardon und ein Banket,
68Den Schönen zu gefallen.
69Da ward gegeigt, da ward trompet’t,
70Und durchgetanzt mit allen,
71Wie mit der Burgemeisterin,
72So mit der Besenbinderin. —
73Ei! sagt mir doch, wo Weinsberg liegt?
74Ist gar ein wakres Städtchen.
75Hat, treu und from und klug gewiegt,
76Viel Weiberchen und Mädchen.
77Ich mus, kömt mir das Freien ein,
78Fürwahr! mus Eins aus Weinsberg frei’n.