1Die rothen Säulen aus Granit gehauen,
2Und seitwärts in ein weißes Piedestal
3Vergräbt ein Löwe seine Marmorklauen.
4Doch schwarz verhängt sind alle Fenster heut
5Und Lichter brennen nur im Erdgeschosse,
6Der Straßendamm ist hoch mit Stroh bestreut
7Und lautlos drüberhin rollt die Karosse.
8Das Treppenhaus vertheidigt der Portier
9Und schüttelt grimmig seine graue Mähne,
10Und naht gar Einer aus der Haute volee,
11Dann fletscht er cerberusgleich seine Zähne.
12Im Prunksaal trauern hinter Flor und Tafft
13Die bunten Inderstoffe aus Lahore,
14Auch schleicht die goldbetreßte Dienerschaft
15Nur auf Spitzzehen durch die Corridore.
16Der hochgeborne Hausherr, Excellenz,
17Schwankt wie ein Rohr umher auf bleicher Düne,
18Die erste Redekraft des Parlaments
19Fehlt heute abermals auf der Tribüne.
20Zwar trat man gestern erst in den Etat,
21Doch hat sein Fehlen diesmal gute Gründe:
22Schon viermal war der greise Hausarzt da
23Und meinte, daß es sehr bedenklich stünde.
24Nach Eis und Himbeer wird gar oft geschellt,
25Doch mäuschenstill ist es im Krankenzimmer,
26Und seine düstre Teppichpracht erhellt
27Nur einer Ampel röthliches Geflimmer.
28Weit offen steht die Thür zum Vestibul
29Und wie im Traum nur plätschert die Fontäne,
30Die Luft umher ist wie gewitterschwül,
31Denn ach, die „gnä'ge Fraa“ hat heut — Migräne!