1Hoffnung und Liebe! Alles zertrümmert!
2Und ich selber, gleich einer Leiche,
3Die grollend ausgeworfen das Meer,
4Lieg' ich am Strande,
5Am öden, kahlen Strande.
6Vor mir woget die Wasserwüste,
7Hinter mir liegt nur Kummer und Elend,
8Und über mich hin ziehen die Wolken,
9Die formlos grauen Töchter der Luft,
10Die aus dem Meer', in Nebeleimern,
11Das Wasser schöpfen,
12Und es mühsam schleppen und schleppen,
13Und es wieder verschütten in's Meer,
14Ein trübes, langweil'ges Geschäft,
15Und nutzlos, wie mein eignes Leben.
16Die Wogen murmeln, die Möven schrillen,
17Alte Erinn'rungen wehen mich an,
18Vergessene Träume, erloschene Bilder,
19Qualvoll süße, tauchen hervor!
20Es lebt ein Weib im Norden,
21Ein schönes Weib, königlich schön.
22Die schlanke Zypressengestalt
23Umschließt ein lüstern weißes Gewand;
24Die dunkle Lockenfülle,
25Wie eine selige Nacht, ergießt sich
26Von dem hohen, flechtengekrönten Haupte,
27Sie ringelt sich träumerisch süß
28Um das süße, blasse Antlitz;
29Und aus dem süßen, blassen Antlitz,
30Groß und gewaltig, strahlt ein Auge,
31Wie eine schwarze Sonne.
32O, du schwarze Sonne, wie oft,
33Entzückend oft, trank ich aus dir
34Die wilden Begeist'rungsflammen,
35Und stand und taumelte, feuerberauscht —
36Dann schwebte ein taubenmildes Lächeln
37Um die hochgeschürzten, stolzen Lippen,
38Und die hochgeschürzten, stolzen Lippen
39Hauchten Worte, süß wie Mondlicht,
40Und zart wie der Duft der Rose —
41Und meine Seele erhob sich
42Und flog, wie ein Aar, hinauf in den Himmel!
43Schweigt, ihr Wogen und Möven!
44Vorüber ist Alles, Glück und Hoffnung,
45Hoffnung und Liebe! Ich liege am Boden,
46Ein öder, schiffbrüchiger Mann,
47Und drücke mein glühendes Antlitz
48In den feuchten Sand.