Heinrich Heine: XiI. Frieden (1827)

1Hoch am Himmel stand die Sonne,
2Von weißen Wolken umwogt,
3Das Meer war still,
4Und sinnend lag ich am Steuer des Schiffes,
5Träumerisch sinnend, — und halb im Wachen
6Und halb im Schlummer, schaute ich Christus,
7Den Heiland der Welt.
8Im wallend weißen Gewande
9Wandelt' er riesengroß
10Ueber Land und Meer;
11Es ragte sein Haupt in den Himmel,
12Die Hände streckte er segnend
13Ueber Land und Meer;
14Und als ein Herz in der Brust
15Trug er die Sonne,
16Die rothe, flammende Sonne,

17Und das rothe, flammende Sonnenherz
18Goß seine Gnadenstrahlen
19Und sein holdes, liebseliges Licht,
20Erleuchtend und wärmend,
21Ueber Land und Meer.

22Glockenklänge zogen feierlich
23Hin und her, zogen wie Schwäne,
24Am Rosenbande, das gleitende Schiff,
25Und zogen es spielend an's grüne Ufer,
26Wo Menschen wohnen, in hochgethürmter,
27Ragender Stadt.

28O Friedenswunder! Wie still die Stadt!
29Es ruhte das dumpfe Geräusch
30Der schwatzenden, schwülen Gewerbe,
31Und durch die reinen, hallenden Straßen
32Zogen Menschen, weißgekleidete,
33Palmzweig-tragende,
34Und wo sich Zwei begegneten,
35Sahn sie sich an, verständnißinnig,
36Und schauernd, in Liebe und süßer Entsagung,
37Küßten sie sich auf die Stirne,
38Und schauten hinauf
39Nach des Heilands Sonnenherzen,

40Das freudig versöhnend sein rothes Blut
41Hinunterstrahlte,
42Und dreimalselig sprachen sie:
43Gelobt sey Jesu Christ!

(Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.Aus: Haider, Thomas. A Large Annotated Reference Corpus of New High German Poetry. In: Proceedings of the 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024), S. 677–683, Torino, Italia. ELRA and ICCL. 2024.)

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Dieses Gedicht könnte aus folgender Literaturepoche stammen:
Author

Heinrich Heine (1797-1856)

* 12/13/1797 in Düsseldorf, † 02/17/1856 in Paris

männlich, geb. Heine

- Bleivergiftung

deutscher Dichter und Publizist

(Aus: Wikidata.org)

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